Dann doch hier ein „Statement“ von mir, da sonst nie jedes Mitglied die Frage zur Öffentlichkeit und zu meiner Entscheidung erhält: :)
(Ich antworte direkt aus dem Browser heraus und meine Nachrichten sollten eigentlich im Thread bleiben - tun sie aber aus mir gerade unverständlichen Gründen nicht, sorry)
Ich versuche es hier „kurz", aber bitte habt Verständnis, dass ich die grundtheoretischen Erklärungen jetzt hier einfach nicht auswalzen werde - ich bin für ein paar "freie" Tagen in EF und muss/möchte für mein Studium nach Microsoft Sharepoint Server googeln und nicht nach Diversität und ähnlichen Themen, um diese theoretisch sinnvoll aufzubereiten.
Für Menschen, die Twitter als Schaltzentrale für ihre sozialen Kontakte in jegliche Bereiche benutzen (so wie Marvin und ich zum Beispiel), ist Twitter Öffentlichkeit.
Es ist, wenn die Nachrichten nicht direkt an Personen geschrieben oder zu Themen gekennzeichnet werden, ein Nachrichtenstrom, den man lesen kann, aber nicht muss - Broadcast eben. Jeder kann sich heraussuchen, was er möchte.
Wenn ich also etwas schreibe, können das die Menschen wahrnehmen, mit denen ich bewusst vernetzt bin, aber eben auch andere, die den Stream verfolgen. Es lesen also Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen mit unterschiedlichen Erfahrungen und unterschiedlichen Theoriekenntnissen
Ich habe Marvins Äußerung als persönlichen Stoßseufzer gelesen, so wie ich den auch jeden Tag mehrfach von mir gebe. Diese Äußerung war nicht thematisch gekennzeichnet und nicht an Personen direkt gerichtet:
"Wer gründet mit mir einen feministischen Hackspace/nimmt mich in seinen auf?“ (15. April 2016, 21:52 Uhr)
Es hätte einfach so im Raum stehen können und jeder hätte sich einen Reim darauf machen können. Je nach eigener thematischer Vernetzung hätte man den Kontext gesetzt und mal kurz gegrinst: „ach ja, immer wieder dasselbe wie überall“ oder man hätte direkt ohne Öffentlichkeit bei Marvin nachfragen können, wo der Schuh drückt.
Bis zu diesem Punkt waren der Ort Bytespeicher und der Verein überhaupt nicht involviert - weder über die persönlichen noch über die thematischen Kontakte. Ich selbst wollte Marvin eigentlich per Direktnachricht - also nicht sichtbar für andere - fragen, ob es einen Grund zum Reden gibt.
Und dann kamen die Reaktionen, die für Menschen, die sich mit dem Thema seit Jahren ernsthaft beschäftigen, auffällig sind, weil sie in das von mir beschriebene Schema passen:
Ein Problem, das offensichtlich zum Thema Diversität (ich verwende absichtlich nicht „Feminismus“, weil es nicht um Frauen geht, sondern weil das ein Minderheitenthema ist) besteht, wird relativiert (ist nicht wichtig genug, um eigenen Raum zu erhalten), und es beteuern rundherum alle, dass überhaupt kein Problem besteht bzw. dass Mensch einfach nur dünnhäutig und zu sensibel ist und sich gefälligst der Realität anpassen soll. Als nächstes wird dann die Person, die etwas bemängelt hat, persönlich angegriffen oder lächerlich gemacht.
Damit ist kein einzelner Tweet gemeint, sondern das Puzzle aus allen Reaktionen, das ein Muster ergibt.
Diese Reaktionen schafften auf einmal die Verknüpfung zum Bytespeicher und dem Verein: über Personen (also Meta-Daten) und über die Kennzeichnung als zum Bytespeicher gehörend.
Ich selbst verfüge nicht über Screenshots, zeitliche Abläufe etc., weil mir diese persönlichen Dinge einfach in dem Moment egal sind und ich nicht aufzeichne - ich sehe nur auf die Struktur.
Ich hatte also 2 Intentionen, als ich mich für meine Art der Meinungsäußerung entschieden habe:
1. mich schnell sachlich zum Thema zu äußern, damit Menschen, die das - aus welchem Interesse auch immer - verfolgen und einordnen, sehen: es ist konkret mir nicht egal, was da gerade läuft und das Grundthema ist erkannt - es ist also genau kein „Mackerspace“ (sorry, ich rede normalerweise nicht so)
2. mich ebenso schnell neben Marvin zu positionieren - genau das hätte ich bei jeder anderen Person, die auf einmal alleine einer geballten Abwehrfront gegenübersteht, auch getan, selbst wenn wir nicht zufällig gerade persönlich den gleichen Blick auf ein Thema haben.
Als nächstes hätte ich den Punkt unter „Sonstiges“ auf der Mitgliederversammlung zur Sprache gebracht bzw. gebeten, ihn zur Sprache zu bringen, wenn ich selbst nicht anwesend sein kann. Eine größere Bedeutung hatte ich dem aus Vereinssicht zu diesem Zeitpunkt nicht beigemessen.
Zur konkreten Öffentlichkeit:
Sowohl Marvin als auch ich sind mindestens zu den Themen „Hackerspaces“, „Genderkram“, „Gleichberechtigung/Diversität“, „Gestaltung neuer Umgangsformen in einer Gesellschaft“, „Antifaschismus“, „Politik“, „Offene Daten“, „Bildung" etc. mit Menschen verschiedenen Alters überregional vernetzt und werden dort als Personen mit unseren Klarnamen wahrgenommen - nicht aus Dummheit, sondern durch bewusste Entscheidung.
Wir bewegen uns beide in Kontexten, in denen das Thema Gleichberechtigung/Teilhabe sehr wichtig ist und bewusst gestaltet wird; uns nimmt niemand ab, dass wir die Muster nicht erkennen.
Über die Vernetzung und den Nachrichtenstream ist der „Vorfall“ (nicht ein konkretes Fehlverhalten, sondern die Art des Umgangs damit) also auf jeden Fall von Außenstehenden in verschiedenen Kontexten wahrgenommen worden, auch die persönlichen Angriffe.
Twitter ist Livestream - für mich persönlich wären Mailingliste etc. zu langsam gewesen und, wie oben gesagt, für mich hatte das Thema „Diversität“ im Zusammenhang mit dem Verein den Rang „Sonstiges“ für die Mitgliederversammlung.
Ich selbst bin zum Thema „cool“, weil es gesellschaftlich absolut nichts Außergewöhnliches ist. Über die Dynamik, die sich auf der persönlichen Ebene ergeben hat, bin ich einfach nur traurig und ärgerlich. Ich glaube nicht, irgendetwas „angeheizt“ zu haben - zumindest nicht bewusst und absichtlich.
Da die Gespräche zwischen den direkt Beteiligten leider in den letzten Tagen auf der persönlichen Ebene ablaufen, bin ich bis jetzt nicht bereit gewesen, das so auf die Mailingliste zu setzen, sondern wollte mit Euch gemeinsam im Bytespeicher besprechen, wie wir das Problem gegenüber den Mitgliedern, die eben nicht persönlich eingebunden sind und die Live-Kanäle, auf denen wir alle als Einzelpersonen unterwegs sind, nicht nutzen, darstellen.
Es sind zwei unterschiedliche Themen: einmal der Anlass, der Marvin zu seinem Stoßseufzer veranlasst hat (den kenne ich bis heute nicht) - der gehört auf die Mitgliederversammlung unter „Sonstiges“ beziehungsweise auf die Tagesordnung in einem Plenum etc., damit wir das bearbeiten und Lösungen finden können.
Das zweite Thema, der Umgang mit Differenzen, brennt eigentlich auch nicht, wenn wir die persönliche Ebene herauslassen, uns auf die Sachebene beziehen und in Ruhe - ohne Austrittserklärungen - besprechen, wie wir in Zukunft mit solchen Zwistigkeiten, die absolut normal und überhaupt nichts Besonders sind, umgehen wollen.
Meinen Austritt habe ich für den Fall angeboten, dass jemand aufgrund meines Textes austreten möchte: das ist absolut nicht das, was ich erreichen möchte: dass jemand, der sich aktiv in die Gestaltung einbringt, wegen mir und meiner Meinungsäußerung aus dem Verein austritt.
Vielen Dank an Marcel und Karsten, dass Ihr Euch die Zeit genommen und die Nerven eingesetzt habt - mir war wirklich nicht klar, dass z. B. Karsten mein Statement auf sich persönlich bezogen hat, sonst hätte ich den direkten Kontakt zu ihm gesucht.
Ich hatte meinen Text einem Freund (Anfang 40, „Hacker“ aus dem CCC-Umfeld) zu lesen gegeben, um möglichst keinen falschen Ton anzuschlagen und nicht durch Flapsigkeit etwas kaputt zu machen, und der fand ihn total in Ordnung und eben gerade nicht anstößig - allerdings kannte er die konkreten Tweets nicht, sonst hätte er mir den Hinweis vielleicht geben können.
Für persönliche Fragen und direkten Kontakt stehe ich jedem von Euch gern zur Verfügung, wie schon gesagt am Mittwoch und voraussichtlich auch am Freitag persönlich im Space, ansonsten per XMPP: a_ka_ef(a)openjabber.tk oder per Mail: andrea.knabe(a)posteo.de.
Ich finde es ausgesprochen wichtig, die persönliche Ebene in der Rolle als Vereinsmitglied nicht auf öffentliche Medien zu kippen - egal, welche das sind. :)
Herzliche Grüße
Andrea